Stefan Großglettner
23.03.1898 bis 28.04.1945 Arbeitete im Steinbruch, als Holzknecht und im Straßenbau. Ende der 1920er-Jahre: SPD, zuvor Mitglied der KPD. Gewerkschaftsmitglied und Hauptbetriebsratsmitglied bei der Sektion für Wildbachverbauungen Rosenheim; Mitglied im ufsichtsrat des Konsumverein Freilassing. Dezember 1929: Wahl in den Gemeinderat Ruhpolding, SPD-Fraktionsvorsitzender. Warnte im gesamten Landkreis vor den Nationalsozialisten. |
Ruhpolding Auch als 1933 nach dem Ermächtigungsgesetz die NSDAP den Bürgermeister und die Mehrheit im Ruhpoldinger Gemeinderat stellte, hielt Stefan Großglettner bis 29.03.1933 dagegen. Dann ordnete das Bezirksamt Traunstein an, dass die SPD-Gemeinderäte Stefan Großglettner und Peter Gehmacher aus dem Gemeinderat auszuscheiden haben. Danach steigerten sich die Repressalien, die Familie musste z.B. aus der Gemeindewohnung ausziehen. Zweimal wurde er verhaftet und schließlich ins KZ Dachau gebracht. Im April 1945, wurde er noch in den Krieg geschickt. Er sollte mit einer SS-Einheit und dem Volksturm (dem er zugeordnet wurde) Lindkirchen/Hallertau gegen die Truppen der Amerikaner verteidigen und starb durch ein Missverständnis: Als er bei Gefangennahme versuchte, eine brenzlige Situation zwischen Jugendlichen und amerikanischen Soldaten zu entschärfen und sein KZ-Dokument hervorholen wollte, dachten die Soldaten, er würde eine Waffe zücken und erschossen ihn. Großglettners Leichnam wurde nach Ruhpolding überführt und auf dem dortigen Friedhof beerdigt. |
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Josef (Sepp) Raab Geboren am 27. Mai 1899 in Penzberg, gestorben am 28. Januar 1971 ebenda) Geboren als Sohn einer Bergarbeiterfamilie in Penzberg begann er am 1. März 1913 in Walchensee eine Schlosserlehre, die er am 1. März 1916 erfolgreich beendete. Kurz nach seinem 18. Geburtstag wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Ab April 1919 arbeitete Raab im Bergwerk Penzberg als Schlosser. In den 1920er-Jahren wurde er Gaumeister im Ringen und war als Mitglied der 1. Mannschaft von 1928 bis 1933 Vorsitzender des AC Bayrisch-Fels. 1928 trat er in die 1918/19 gegründete Kommunistische Partei Deutschlands ein und flüchtete über Mittenwald/Scharnitz nach Österreich, wo er sich einige Wochen im Karwendelgebirge versteckt hielt, und wechselte dann von Österreich in die Schweiz. Von dort aus schmuggelte er Flugblätter und Zeitungen gegen das Naziregime nach Deutschland half dort mit, den Widerstand zu organisieren. Bei einem der vielen Grenzübertritte sah er sich in München 1934 plötzlich der Gestapo gegenüber. Er wurde von einem Kontaktmann, den die Behörden unter dem Decknamen „kleiner Willi“ eingeschleust hatten, verraten. Zum Schein ging er auf das Gestapo-Angebot ein, diese künftig mit Informationen zu versorgen. Dies verschaffte ihm einen Tag Freiraum, den er zur Flucht in die Schweiz nutzte. Bis zum Frühjahr 1936 blieb Raab in der Schweiz, ging anschließend nach Frankreich und nahm in Paris die antifaschistische Tätigkeit wieder auf. Im Juli 1936 trug sich Raab in Paris in eine Liste ein, mit der sich Freiwillige für den Einsatz in Spanien meldeten, um sich den Internationalen Brigaden anzuschließen, und kam am 10. August 1936 in Barcelona an. Eingegliedert wurde er dort in die Centuria Thälmann. Nach der Niederlage der republikanischen Armee floh Raab am 9. Februar 1939 die spanisch-französische Pyrenäengrenze und wurde in ein Internierungslager bei St. Cyprien, dann ins Camp de Gurs und später in das Pyrenäenlager Le Vernet verbracht. Viele Teilnehmer am Spanischen Bürgerkrieg wurden ausgeliefert und in Konzentrationslager deportiert und ermordet. Raab gelang im Oktober 1941 mit einigen Kameraden der Ausbruch und die Flucht aus Le Vernet über Toulouse in die Schweiz. Dort wurde er verhaftet und wieder nach Frankreich ausgeliefert; es folgte eine erneute Internierung in Le Vernet. Es gelang erneut die Flucht. Raab schloss sich der Résistance an. Anfang Juni 1945 kehrte Raab krank und geschwächt nach Penzberg zurück. Auf Betreiben der Penzberger Bergarbeiter wurde er von der amerikanischen Besatzungsmacht zum kommissarischen Bürgermeister der Stadt Penzberg ernannt. Dieses Amt übte er vom 21. Juni 1945 bis zum 29. Januar 1946 aus. Bei den ersten Gemeinderatswahlen erreichten SPD sieben, CSU und KPD je vier Sitze. Raab kandidierte für die KPD. Mit den Stimmen von CSU und SPD gewann der Sozialdemokrat Anton Prandl die Wahl. Bis zum 25. April 1948 blieb Josef Raab für seine Partei im Stadtrat. In den 1950er Jahren betrieb Josef Raab eine kleine Gaststätte, die auch nach dem KPD-Verbot im August 1956 als „Kommunistentreff“ bekannt war. |
Penzberg | |
Anna Pröll, 1916 - 2006 Geboren wurde Anna Pröll in der Augsburger Straße 5 in Pfersee als Anna Nolan. Nach der Schule lernt sie den Beruf der Verkäuferin. Ihre politische Überzeugung wurde schon früh im Elternhaus geprägt. Der Vater Karl war KPD-Mitglied, die Mutter Mitglied der Roten Hilfe. 1931 trat sie dem kommunistischen Jugendverband KJVD bei. 1932 verhaftete man Anna Prölls Vater wegen "Zersetzung der Reichswehr", 1933 die Mutter. "Ich bin ich jeden Tag nach der Arbeit vor dem Gefängnis Katzenstadel gestanden, wo meine Mutter einsaß. Mein Vater war ja schon längst im KZ Dachau." Sie verteilte nachts Flugschriften in Augsburger Arbeitervierteln. und druckte Flugblätter mit einer Handpresse. Nach einer Großrazzia im Arbeiterviertel Wertach Vorstadt wurden Anna Pröll am 1. September 1933 verhaftet. "Ein Mädchen die Seele des Ganzen" titelte eine Tageszeitung die Zerschlagung der Widerstandsgruppe. Sie wurde im Juni 1934 wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" angeklagt, weil sie eine Widerstandsgruppe aufgebaut hatte. Man verurteilte sie zu einer Haftstrafe von 21 Monaten Gefängnis. Wegen Kontaktaufnahme zu einer Mitgefangenen kam sie für kurze Zeit ins Münchener Zuchthaus Stadelheim in Dunkelhaft. Nach Entlassung kam sie in das KZ Moringen (Mai 1936) in Schutzhaft- Dort erlebte sie im Frühjahr 1937 den Besuch Heinrich Himmlers. Der fragte unter anderem auch Anna Pröll, ob sich ihre Einstellung zum "Dritten Reich" inzwischen gebessert habe. Anna Pröll antwortete: "Ich habe es bis jetzt nur von der schlechtesten Seite kennengelernt." Vor ihrer Entlassung im Jahr 1937 wird Anna Pröll noch in das KZ Ravensbrück überstellt. Entlassen wird sie von dort mit der Auflage, sich täglich bei der Polizei zu melden. Obwohl ihr Privatleben von nun an ständig überwacht wurde, verlobte sie sich mit Josef Pröll. Er hatte wie sie schon einige Jahre KZ-Haft hinter sich. Trotz des polizeilichen Einspruchs heirateten die beiden. Anna Pröll muss in einer Möbelfabrik, die Munitionskisten herstellt, arbeiten und wird von ihrem Chef der Sabotage verdächtigt. Im Frühjahr 1945 sollte sie noch als Flakhelferin eingezogen werden, konnte aber untertauchen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wandte sich Anna Pröll ehrenamtlichen sozialen Aufgaben zu und half in Not geratenen Menschen, die durch die Bombenangriffe alles verloren hatten. In Oberhausen gründete sie mit anderen sozial engagierten Frauen eine Nähstube, die Kinder und Jugendliche mit Kleidung versorgte. Sie gehörte dem am 5. Oktober 1945 von der amerikanischen Militärregierung eingesetzten vorläufigen Stadtrat an. Trotzdem sie im Stadtrat war, spürten sie und ihr Mann Josef Pröll als ehemalige KZler und Zuchthäusler. Sie bekamen in Augsburg keine Wohnung. Sie zogen 1952 nach Gersthofen zog. Deshalb konnte sie ihr Stadtratsmandat nicht wahrnehmen, obwohl sie 1952 in den Augsburger Stadtrat gewählt worden. Anna Pröll trat der KPD bei und kämpfte gegen die Remilitarisierung der BRD. Nach dem KPD-Verbot wurde sie in der VVN/ Bund der Antifaschisten und den Lagergemeinschaften Moringen und Ravensbrück bei. Bis ins hohe Alter betreute sie zusammen mit ihrem Mann Josef über zwanzig ehemalige Augsburger Häftlinge und Opfer aus der Zeit des Nationalsozialismus. Erst in den Endsechziger Jahren des letzten Jahrhunderts bröckelte die Macht der Konservativen und mit dem Erstarken der SPD, was zur Regierung Willy Brandts führte, wandelte sich das gesellschaftliche Klima der Bundesrepublik und das Schicksal der überlebenden Gegner und Opfer der nationalsozialistischen Diktatur fand zunehmendes Interesse vor allem bei jungen Menschen. Immer wieder trat sie als Zeitzeugin des Terrorregimes vor jungen Menschen auf und berichtete ihnen von der Unmenschlichkeit, die damals herrschte. Das Schulprojekt "Zwangsarbeit in Gersthofen" schlug hohe Wellen, unter anderem deshalb, weil der CSU-Bürgermeister Deffner den Schülern den Zugang zum Stadtarchiv verweigerte und es von ihm erst gerichtlich erzwungen werden musste. So erst konnten die Schüler örtliche Unternehmer und Unternehmen eruieren, die Zwangsarbeiter beschäftigten. Man machte ehemalige Zwangsarbeiter aus Italien und der Ukraine ausfindig, besuchte sie und lud sie ein. Am 10. September 2002 wurde Anna Pröll mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Am 28. Mai 2006 ist Anna Pröll in Augsburg gestorben. |
Augsburg | |
Fritz Pröll Geboren am 23. April 1915 in Augsburg, gestorben am 22. November 1944 im KZ Mittelbau-Dora Nordhausen / Harz Der gelernte Metallarbeiter Pröll schloss sich 1934 Augsburgs größter Widerstandsgruppe, der „Roten Hilfe“ an. Bei einer Übergabe von fünf Reichsmark wurde Pröll zusammen mit weiteren Gruppenmitgliedern verhaftet. Er erhielt wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ die höchste Jugendstrafe der damaligen Zeit: drei Jahre Einzelhaft. Fritz Pröll verbüßte seine Strafe von 1934 bis 1937 im Zuchthaus Landsberg am Lech. Dann wurde er für einen Tag entlassen. Am nächsten Tag wurde er von der Gestapo Augsburg wieder verhaftet und ohne Urteil in das KZ Dachau eingewiesen. Als „Wiederholungstäter“ kam er umgehend in die dortige Strafkompanie. Fritz Pröll wurde 1939 vom KZ Dachau in das KZ Buchenwald überstellt. Dort traf er seinen Bruder Josef Pröll. Beide wurden Mitglieder der dortigen internationalen Widerstandsgruppe. Fritz und Josef Pröll wurden 1942, zusammen mit etwa 400 weiteren Häftlingen, in das KZ Natzweiler-Struthof nach Frankreich verlegt. Fritz Pröll verliebte sich im KZ Natzweiler in ein jüdisches Mädchen. Die beiden begegneten sich mehrmals – die Liebe blieb den Umständen entsprechend „platonisch“. Zu dieser Zeit war Josef Kramer aus Augsburg Lagerkommandant im KZ Natzweiler. Das pathologische Institut Straßburg brauchte Menschenskelette für seine "Forschungsarbeiten". Junge Frauen aus dem KZ Natzweiler wurden deshalb ermordet. Auch die etwa 28-jährige Frau, in die sich Fritz Pröll verliebt hatte, wurde deshalb ermordet. Im Dezember 1943 wurden Fritz und Josef Pröll zurück in das KZ Buchenwald überstellt.[6] Während Josef Pröll im KZ Buchenwald blieb, wurde Fritz Pröll weiter in das Arbeitslager Dora verlegt, das zu dieser Zeit noch ein Außenlager des KZ Buchenwald war. Der SS-Oberscharführer Ernst Sander und Oberst Eichhorn wurden speziell dafür eingesetzt, vermutete Saboteure dingfest zu machen. Das Lager wurde mit einem Spitzelsystem überzogen. Um unter Folter die Mitglieder des Lagerwiderstandes nicht zu verraten, nahm sich Pröll am 22. November 1944 das Leben. Fritz Pröll schreibt in seinem Abschiedsbrief: „Meine Lieben! Zu Beginn meiner schwersten Stunde empfangt meinen geschwisterlichen Gruß. Ruhig und zufrieden, frei vor jeder Furcht vor dem Tode, habe ich mich entschlossen zu sterben. Mein letzter Wunsch: Pflegt das Grab meiner unvergesslichen Mutti und seid alle umarmt und tausendmal geküßt; ich war treu und tapfer bis in den Tod. Lebt wohl! Centa, Maria, Erika und Liselotte und Rudi. Euer Fritz“ |
Augsburg | |
Margot und Ludwig Linsert Der Lebensmittel-Laden der Linserts in der Fürstenrieder Straße |
Margot Linsert 1909 - 2009 Im Berlin der Kaiserzeit geboren, wuchs im
Arbeitermilieu auf. Der Vater war zeitlebens
Gewerkschaftsmitglied, beide Elternteile Mitglied der
USPD und den Freidenkern. „Die Arbeiter sind damals viel
selbstbewusster gewesen“, kennzeichnete Margot Linsert
in einem Interview* ihr soziales Umfeld. Als Schülerin kam Margot Linsert zur Sozialistischen
Arbeiterjugend und dann zum Internationalen
Sozialistischen Kampfbund (ISK). Als sie nach der
Schulzeit keine Lehrstelle fand und sich deshalb mit
Aushilfsarbeiten durchschlagen musste, ging sie 1930
nach München, wo sie mit nur 21 Jahren die Leitung einer
Jugendgruppe des ISK übernahm. Dort lernte sie Ludwig
Linsert kennen, den sie 1934 heiratete. Mit ihm und
anderen, die fast alle auch aktive Gewerkschafter waren,
wurde die politische Entwicklung diskutiert und gegen
die immer stärker werdenden Nazis agitiert. Die Linserts, die am Ende der Weimarer Zeit
arbeitslos wurden und sich wie viele Menschen in dieser
Zeit nur durch die kostenlose Speisung im Münchner
Gewerkschaftshaus über Wasser halten konnten, übernahmen
1933 ein Lebensmittelgeschäft in der Fürstenrieder
Straße 46. Dieses Geschäft fungierte im Widerstand als
Anlauf- und Verteilerstelle für Gleichgesinnte. Dort
wurden Flugblätter gedruckt und Widerstandsaktionen
geplant. Die Tarnung war zwar gut, dennoch wurde die
ISK-Gruppe 1937 entdeckt. Ludwig Linsert wurde von der
Gestapo abgeholt, durch verschiedene Gefängnisse
geschleppt und schließlich für zwei Jahre ins KZ Dachau
gebracht. In dieser Zeit versorgte Margot Linsert den
Lebensmittelladen gemeinsam mit der Ehefrau des
ebenfalls inhaftierten Gewerkschafters Ludwig Koch. Im Krieg wurde Ludwig Linsert in das berüchtigte
Strafbataillon 999 eingezogen, geriet später in
russische Kriegsgefangenschaft und kam erst 1947 wieder
nach München zurück. Auch diese schwere Zeit hat Margot
Linsert, wie so viele Frauen damals, alleine mit ihren
Kindern gemeistert. Nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus und
dem Ende des 2. Weltkrieges wirkte das Ehepaar Linsert
gemeinsam mit Freunden tatkräftig am Wiederaufbau mit.
Ludwig Linsert wurde 1958 Vorsitzender des bayerischen
DGB und übte diese Funktion bis 1969 aus. Margot
Linsert, die bescheiden von sich selbst sagte, dass sie
eher im Hintergrund stand, gehört zu den Frauen, ohne
deren Hilfe und Unterstützung weder der Widerstand gegen
die Nationalsozialisten noch der Wiederaufbau der
Gewerkschaften nach 1945 möglich gewesen wäre.
* Das Zitat von Margot Linsert sind einem Interview entnommen, das Kathrin Seybold 1999 mit ihr führte |
München |
Johann Baptist Maier Geboren am 23. Juni 1906 in Berghofen (Niederbayern), ermordet am 24. April 1945 in Regensburg. Wurde in Berghofen als viertes Kind von Bauern geboren. Volksschule Marklkofen, Gymnasium der Benediktinerabtei in Metten, Theologiestudium an der Philosophisch-theologischen Hochschule Regensburg, Priesterseminar am Germanicum in Rom. Die Priesterweihe erhielt Maier dort am 27. Oktober 1933 und im Juli des folgenden Jahres schloss er die Studien mit dem Doktor der Theologie ab. 1934 bis 1938 Priester in München, Fichtelberg und Weiden. 1938 Spiritual im Dominikanerinnen-Kloster Strahlfeld, dann Repetent. Ab 1939 Domprediger in Regensburg. Maier galt als stiller, aber konsequenter Gegner des nationalsozialistischen Regimes, seine Predigten wurden von der Geheimen Staatspolizei überwacht. Als die US_Army sich Regensburg näherte, forderte der NS-Gauleiter Ludwig Ruckdeschel am 22. April 1945 in Regensburg die Verteidigung der Stadt bis zum Äußersten. Am 23. April, versammelten sich auf dem Dachauplatz (Damals Moltkeplatz) ca. tausend Gewerkschafter/innen und Christ/innen um für eine kampflose Übergabe der Stadt zu demonstrieren. Der Domprediger Johann Maier ergriff idas Wort als die Polizei und Gestapo mit einem LKW auf den Platz stürmten. Er wollte die Demonstrierenden beruhigend auffordern, um eine kampflose Übergabe der Stadt zu bitten und keine Forderungen an den NSDAP-Kreisleiter zu stellen. Noch vor Abschluss seiner Rede wurde er von Polizisten in Zivil festgenommen. Ebenso wurden weitere Teilnehmer der Demonstration verprügelt und verhaftet. Der anwesende Ruckdeschel forderte die sofortige Erhängung Maiers im Angesicht der Menge, ließ sich dann aber zu einem Standgerichtsverfahren überreden. Maier und Zirkl wurde noch am gleichen Abend von einem Standgericht wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode durch den Strang verurteilt. Den Vorsitz des Standgerichts hatte der Regensburger Landgerichtsdirektor Johann Schwarz inne, als Staatsanwalt fungierte Alois Then und als Prozessbeobachter des Gauleiters war der SS-Obergruppenführer Paul Hennicke anwesend. Als Beisitzer des Standgerichts traten der stellvertretende Geschäftsführer der Regensburger Milchwerke und Vorsitzende des Parteigerichts der NSDAP, Hans Gebert, und der Gendarmerie-Major Richard Pointner auf. Der Regensburger Bischof Michael Buchberger unterließ jegliche Unterstützung des Angeklagten Maier, schwieg aus Angst und hielt sich in einem Keller versteckt. Am Morgen des 24. April 1945 um 3.25 Uhr wurde Maier zusammen mit dem 64-jährigen Regensburger Bürger Josef Zirkl von der Gestapo auf dem heutigen Dachauplatz gehenkt; um den Hals trug er ein Pappschild mit der Aufschrift „Ich bin ein Saboteur“. Der am Vortag während der Demonstration getötete Michael Lottner wurde zu den beiden Gehenkten gelegt. Am 26. April verließen die SS und die Wehrmachtseinheiten mit Kampfkommandant Hans Hüsson die Stadt Regensburg in Richtung Südosten. Major Othmar Matzke, der ranghöchste und entgegen der Befehlslage in der Stadt verbliebene Offizier und Oberbürgermeister Otto Schottenheim schickten in den Morgenstunden des 27. Aprils Generalmajor a. D. Leythäuser als Parlamentär zu den US-amerikanischen Truppen wg. bedingungsloser Kapitulation zur 3. US-Armee. Im Morgengrauen des 24. April wird Maier in schäbige Zivilkleidung gesteckt und zusammen mit Zirkl an einer zwischen zwei Fahnenstangen befestigten Querstange auf dem Moltkeplatz aufgehängt. Michael Lottner, der bei der Demonstration von SS-leuten erschlagen wurde, wurde von der Gestapo unter die beiden Gehängten geworfenn. Erst am Abend erlaubt Ruckdeschel, die Leichen abzunehmen. Drei Tage später ist die Stadt dann frei. Der Mörder von Michael Lottner muss nach dem Krieg zehn Jahre in Haft. Gauleiter Ruckdeschel wird zu acht Jahren Haft verurteilt, nach vier Jahren entlassen. Er arbeitet danach bis 1968 als Gästeführer bei VW in Wolfsburg. Bischof Buchberger wird in den 1950er-Jahren vom Papst zum Erzbischof ernannt, erhält das Große Verdienstkreuz und den Bayerischen Verdienstorden. Zum Tod Maiers äußert er sich zeitlebens nicht mehr. |
Regensburg | |
Josef Zirkl Geboren am 11. Februar 1875 in Oberteuerting (Niederbayern), ermordet am 24. April 1845 in Regensburg Josef Zirkl wurde als eines der ältesten unter 13 Geschwister auf einem großen Bauernhof geboren. Nach damaligen bayerischen Recht hatte er in der Gemeinde Teuerding (Landkreis Kehlheim) das "Heimatrecht". Er besuchte die Volksschule auf dem Land und erlernte, wie das damals weiterhin üblich war, keinen Beruf. Er sollte ja einmal den Hof führen. Schließlich erbte er mit ca. 35 Jahren den elternlichen Hof. Aber die schwere Arbeit, die Gebundenheit an den Hof und an sein Dorf waren nicht seine Sache. Als ihm jemand für den Hof eine große Summe Geldes anbot, verkaufte er . Mit dem Geld konnte er den Erbteil aller seiner Geschwister auszahlen und ein Haus in der Regensburger Richard Wagner Straße kaufen (damals Ostendorfer Strasse) und legte den Rest des Geldes ala Sparguthaben an. Er wollte frei sein, wollte in die Stadt, die so viele anzog. Aus den Zinsen, den Mieteinnahmen und seinem Lohn als Hilfsarbeiter hoffte er gut auszukommen. Im Ersten Weltkrieg war er von Anfang bis Ende an der französischen Front., danach heiratete er Helene Holzer aus Leipzig. Aus seiner Ehe ging ein Kind hervor. Durch die Inflation 1923 verlor er sein ganzes Geldvermögen. Die Tätigkeit als Hilfsarbeiter bei einer Großhandelfirma am Güterbahnhof war damit noch wichtiger geworden. In der Weltwirtschaftskrise verlor er 1928 seinen Arbeitsplatz. Nun mußte seine Frau den größten Teil des Lebensunterhaltes als Zugehfrau beschaffen. Als die Nazis an die Macht kamen schimpfte er in der Öffenlichkeit gegen Hitler. Als seine Tochter dem BdM (Bund deutscher Mädchen) beitreten sollte verweigerte er seine Zustimmung und verbot der Tochter jede Beteiligung ganz energisch. Seine Ablehnung hat sich durch die 12 Jahre der Hitlerherrschaft nie geändert. So geht er drei Tage vor Kriegsende zu einer Demonstation von Gewerkschaftsmitgliedern und Kirchenleuten auf den Regensburger Dachauplatz (damals Moltkeplatz) mit der Forderung "Gebt die Stadt frei", nachdem der NS-Reichsverteildigungskommissar Ludwig Ruckdeschel "die Verteidigung der Stadt bis zum äußersten" angekündigt hatte. Als SS und Polizei auf den Platz stürmten, ergriff Domprediger Johann Maier das Wort. Die Polizei nahm ihn fest und die Gestapo schlug auf Demonstrierende ein. Josef Zirkl soll dabei schwer verletzt worden sein. Tags drauf wurde er mit dem Domprediger an einer zwischen Fahnenstange befestigten Querstange aufgehängt. |
Regensburg | |
Maria Günzl Geboren am 23. März 1896 in Zwodau (Österreich-Ungarn) Gestorben am Januar 1983 in Planegg Volksschule, drei Jahre Bürgerschule (Mittelschule). Danach Arbeiterin in eine Stickereifabrik und mit 14 Jahren Mitglied des Verbands der jugendlichen Arbeiter in Österreich. Aufgrund ihres politischen Engagements entlassen, fand sie Beschäftigung in der Konsumgenossenschaft von Kraslice (Graslitz). Auf der ersten Mädelkonferenz 1912 in Karlsbad (Karlovy Vary) wurde sie in die Leitung des örtlichen Jugendverbands gewählt. 1927 Sekretärin der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei (DSAP) für den Kreis Karlsbad Sie hatte ab 1932 den Vorsitz im genossenschaftlichen Frauenkomitee des Sudetenlandes inne. Eines ihrer wichtigsten frauenpolitischen Aufgabengebiete war die Bildungsarbeit unter den Funktionärinnen. Unmittelbar nach der Besetzung der Sudetengebiete durch die Deutsche Wehrmacht wurde sie verhaftet, kam zu Ostern 1939 in das Konzentrationslager Lichtenburg, wenig später nach Ravensbrück. Von 1941 bis 1945 war sie von den Nazis arbeitsdienstverpflichtet für ein Lagerhausunternehmen in Graslitz und für einen SS-Mann als Haushaltsgehilfin. 1945 wurde sie erneut verhaftet, da sie einen Fallschirmspringer der Royal Air Force illegal unterstützt hatte. Günzls für den 8. Mai 1945 vorgesehene Hinrichtung wurde jedoch nicht mehr vollzogen, da sie von revoltierenden Bürgern aus dem Gefängnis befreit wurde. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Günzel 1946 als Heimatvertriebene in Bayern ansässig. Dort begann sie sich wieder politisch zu betätigen. So war sie vom 1. November 1946 bis zum 30. Juli 1947 Frauensekretärin bei der Münchner SPD und im Anschluss vom 1. April 1948 bis zum 31. Dezember 1950 Frauensekretärin beim SPD Südbayern. 1948 bis 1972 gehörte sie dem Kreistag München-Land an. 1950 bis 1953 war sie Vorsitzende der SPD-Landesfrauenarbeitsgemeinschaft in Bayern. Vom 26. November 1950 bis zum 25. November 1962 war Günzl Abgeordnete des Bayerischen Landtags. Der Landtäg wählte sie zum Mitglied der dritten Bundesversammlung. Günzl betätigte sich auch schriftstellerisch als Autorin von Märchen, Gedichten und der Niederschrift ihrer Hafterfahrungen. Ihr Nachlass befindet sich im Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung. |
Sudetenland | |
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Lina Ammon Geboren am 2. September 1889 in Nürnberg Gestorben am 23. Dezember 1969 ebenda Als Kind einer Arbeiterfamilie geboren.Besuchte die Volksschule und fing danach als 14-Jährige als Arbeiterin in einer Bleistiftfabrik in Nürnberg an. 1909 trat sie der SPD bei, 1910 der Gewerkschaft. Durch fachliches Engagement stieg sie von der Bleistiftarbeiterin zu Lageristin auf und wurde später Angestellte. Sie wurde Betriebsrätin und Mitglied des Vorstands des Holzarbeiterverbandes, war „Armenrätin“ und Bezirksvorsteherin im Wohnungsamt. Gründungsmitglied der Arbeiterwohlfahrt und Mitglied im Landesvorstand der SPD in Bayern. Schließlich wurde sie im Jahr 1920 zur Abgeordneten für die SPD in den Bayerischen Landtag gewählt, wo sie bis 1933 Abgeordnete blieb. Im Bayerischen Landtag kümmerte sie sich vor allem um soziale Probleme und Arbeitsrecht, Unfall- und Jugendschutz. 1933 war ihr letztes Jahr im Bayerischen Landtag: Sie stimmte gegen das Gesetz zur Gleichschaltung der Länder, von 100 Abgeordneten stimmten 84 mit Ja, 16 mit Nein, darunter Ammon. Ammon wurde noch 1933 im Gefängnis von Aichach inhaftiert. Nach Entlassung versucht sie sich in der NS-Zeit mit einem Lebensmittelladen und als Vertreterin über Wasser zu halten. Im Juli 1944 wird sie für kurze Zeit wieder in das Gefängnis von Fürth eingeliefert. 1946 war sie Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung, die die bayerische Verfassung ausarbeitete. Danach war sie bis 1957 im Bereich der Fürsorge in Nürnberg tätig und dort am Aufbau der Arbeiterfürsorge beteiligt. Zugleich war sie von 1948 bis 1960 für die SPD Mitglied des Nürnberger Stadtrates. |
Nürnberg | |
Fritz Sauber Geboren am 20. August 1884 in Friedrichsgmünd (südlich von Roth). Gestorben am 24. April 1949 in Frankfurt am Main Nach der Volksschule Gastwirtsgehilfe und Kellner in Schwabach. 1906 Gewerkschaft, 1907 SPD. 1911 Sekretär des Gastwirtsgehilfenverbands Nürnberg, später auch und München und FfM. Erster-Weltkriegs-Teilnehmer. Im Jahr 1917 wechselte er zur USPD. Im Dezember 1918 wurde Sauber als Delegierter zum 1. Reichsrätekongress in Berlin geschickt. Bis zum Dezember 1918 war er Erster Vorsitzender des Münchener Soldatenrats, dann Erster Vorsitzender des Vollzugsausschusses des bayrischen Landessoldatenrats. Als deren Vertreter war er von 1918 bis 1919 Mitglied des provisorischen Nationalrats Bayern. 1920 SPD. Aufgrund seines aktiven Eintretens für die Räterepublik wurde er zu zwölf Jahren Festungshaft in Niederschönfeld verurteilt. Trotz seiner Inhaftierung kandidierte er im Jahr 1920 erfolgreich für den Bayerischen Landtag, dem er bis 1924 als Abgeordneter zunächst für die USPD und ab dem 16. Dezember 1920 für die VKPD angehörte. Wegen einer Amnestierung im Jahr 1925 wurde er in dem Jahr aus der Haft entlassen. 1933 Flucht vor den Nazis ins Saarland und im Juli 1935 nach Frankreich. 1940 in Frankreich Interniert. Flucht, untergetaucht in Südfrankreich. Dort wieder verhaftet und an die Gestapo ausgeliefert. Bis Kriegsende in Zuchthaus-Haft und KZ. Im Jahr 1945 wurde er von der Rainbow-Division, bereits schwer krank, aus dem KZ Dachau befreit. Nach seiner Befreiung war er am Aufbau der KPD in Fürth beteiligt und später für die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes in Frankfurt am Main tätig. 1949 starb er an den Folgen der Inhaftierung. |
Schwabach, Nürnberg, München, FfM | |
Karl Zimmet Geboren am 14. April 1895 in Regensburg Gestorben am 20. März 1969 in Ebersberg Volksschule, Schlosserlehre. Schlosser in Regensburg, Erster-Weltkriegs-Teilnehmer. Trat kurz nach deren Gründung der KPD bei und war während der Münchner Räterepublik 1919 Mitglied des Soldatenrates. Nach deren Niederschlagung 18 Monate Festungshaft. Verließ später die KPD und schloss sich der linkskatholischen Christlich-Sozialen Reichspartei, war zeitweise als Herausgeber der Zeitung Volksruf. Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten 1933 stellte er seine Wohnung als Anlaufstelle für Widerstands-Kurierpost zur Verfügung und begann ab 1937 mit dem aus der CSRP stammenden Rupert Huber antifaschistische Flugblätter zu verfassen und zu verteilen. 1943 schloss er sich der Antinazistische Deutsche Volksfront (ADV) an, in der auch die Münchnerin Emma Hutzelmann aktiv war. Nachdem die Gestapo die Widerstandsgruppe zerschlagen hatte, wurden Zimmet und die meisten anderen ADV-Mitglieder im Januar 1944 verhaftet. Die meisten davon wurden von den Nazis ermordet. Gegen Zimmet wurde im Herbst 1944 vom Volksgerichtshof Anklage erhoben, das Verfahren wurde jedoch eingestellt, da Zimmet erfolgreich eine Geisteskrankheit simulieren konnte. Er konnte die NS-Zeit in einer Anstalt überleben. |
Regensburg | |
Elisabeth „Lissi“ Kaeser Geboren am 18. Januar 1882 in München Gestorben am 27. Oktober 1953 ebenda 1919 in die SPD ein. Von 1920 bis 1924 und von 1928 bis 1932 war sie Abgeordnete im Bayerischen Landtag. Sie setzte sich insbesondere für Chancengleichheit von Mädchen beim Zugang zu Bildung ein. 1933 wurde sie aus politischen Gründen aus dem Schuldienst entlassen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sie rehabilitiert. 1946 gehörte sie der Verfassunggebenden Landesversammlung an. Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus setzte sie als Referentin für Mädchenbildung ein. Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] 1952: Verdienstkreuz (Steckkreuz) der Bundesrepublik Deutschland 2011: Benennung der Lissi-Kaeser-Straße im Münchner Stadtbezirk Schwabing-West Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten Lissi Kaeser, eigentlich Elisabeth Kaeser, geb. am 18.01.1882 und gest. am 27.10.1953 in München, Lehrerin. 1919 trat sie in die SPD ein, und wurde bereits 1920 in den Bayerischen Landtag gewählt, 1928 ein zweites Mal. Sie setzte sich vor allem dafür ein, Mädchen die gleichen Bildungsmöglichkeiten zu gewähren, wie sie junge Männer hatten. Auch kämpfte sie für die Aufhebung des Heiratsverbotes von Lehrerinnen. 1933 wegen ihrer politischen Tätigkeit für Gewerkschaft und die SPD aus dem Schuldienst entlassen, wurde sie nach dem Krieg rehabilitiert und als Referentin für Mädchenbildung ins Bayerische Kultusministerium berufen. Die Lehrerin Elisabeth Kaeser (1882–1953) aus München gehörte ebenfalls der verfassunggebenden Landesversammlung an. 1919 war sie der SPD beigetreten und vertrat ihre Partei von 1920 bis 1924 und von 1928 bis 1932 im Bayerischen Landtag. Kaeser setzte sich für die Chancengleichheit von Mädchen beim Zugang zu Bildung ein. Für ihr politisches Engagement bezahlte sie 1933 mit ihrer Entlassung aus dem Schuldienst. Nach ihrer Rehabilitierung 1946 stellte sie das bayerische Kultusministerium als Referentin für Mädchenbildung ein. An | ||
Johann Vogel (* 16. Februar 1881 in Oberartelshofen an der Pegnitz; † 6. Oktober 1945 in London) Nach dem Besuch der Volksschule in Fürth absolvierte Vogel, Sohn eines Kleinhändlers und Schuhmachers, von 1894 bis 1897 eine Lehre zum Holzbildhauergehilfen. Bereits 1897 trat er der Gewerkschaft der Bildhauer bei. Als Geselle war er bis 1908 in verschiedenen Gegenden Deutschlands tätig. Vogel war von 1907 bis 1911 Vorstandsmitglied des sozialdemokratischen Wahlvereins in Fürth. Ab 1908 arbeitete er als Sekretär des Bezirksverbandes Franken. Von 1912 bis 1918 war er Mitglied der Zweiten Kammer des Bayerischen Landtages, unterstützte bei Kriegsbeginn die Haltung der Parteiführung, die den Krieg als „vaterländische Verpflichtung“ sah (Burgfriedenspolitik), und nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg (als Funker bei der Funk-Abteilung der 105. Division) teil. In der Zeit der Novemberrevolution war er Mitglied des Nürnberger Arbeiter- und Soldatenrates. Ab 1919 unterstützte er die Positionen Friedrich Eberts im Rat der Volksbeauftragten und setzte sich für die Bildung einer Nationalversammlung ein. Er war Gegner der Räterepubliken im April/Mai 1919. Ende 1919 wurde Vogel Abgeordneter der Weimarer Nationalversammlung und blieb bis Juni 1933 Mitglied des Reichstages der Weimarer Republik. Er gehörte dem „Ausschuss zur Vorberatung des Entwurfs einer Verfassung des Deutschen Reichs“ der Nationalversammlung an. Ab 1920 Mitglied des Parteiausschusses der SPD, 1927 auf dem Kieler Parteitag die Wahl in den Parteivorstand als Sekretär. 1931 wurde er in Leipzig zusammen mit Arthur Crispien und Otto Wels Vorsitzender der SPD. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung ging Vogel 1933 nach Saarbrücken, das zu dieser Zeit als Hauptstadt des Saargebietes unter Verwaltung des Völkerbundes stand. Schon am 2. Juni 1933 wechselte er nach Prag, um im Mai 1938 ins Pariser Exil zu gehen, wo er die Auslandsorganisation der SPD (Sopade) führte. Auch in Frankreich verschärfte sich der Druck auf die Exilanten bald; im Juni 1940 musste Vogel nach kurzer Internierung über Südfrankreich, Spanien und Portugal nach Großbritannien flüchten. Bereits am 29. März 1934 veröffentlichte der Deutsche Reichsanzeiger die zweite Ausbürgerungsliste des Deutschen Reichs, in der seine Ausbürgerung bekanntgemacht wurde.[2] Nach dem Tode von Wels 1939 war Vogel in Paris alleiniger Sopade-Vorsitzender. Nach der Flucht nach London versuchte er die Reste der emigrierten deutschen Sozialisten im Rahmen der Union deutscher sozialistischer Organisationen in Großbritannien zu vereinigen. Vogel wird heute häufig (nach dem Exil Crispiens 1933 und dem Tod Wels’ 1939) als Parteivorsitzender der SPD bis 1945 betrachtet. Diese Einschätzung beruht auf seinen führenden Positionen innerhalb der Sopade als Funktionär. Vorsitzender einer allgemein anerkannten „Auslandszentrale“ der SPD mit anerkanntem Führungsanspruch für die deutsche Sozialdemokratie war er aber spätestens seit Beginn des Londoner Exils wohl nicht mehr. Vogel lehnte den Gedanken an eine Einheitsfront und damit das Zusammengehen mit Sozialisten kommunistischer Prägung auch in Zeiten der Verfolgung stets ab. Am Wiederaufbau der SPD unter Kurt Schumacher nach dem Krieg konnte er nicht mehr teilnehmen, sprach sich aber für ein parlamentarisch-demokratisches System für Nachkriegsdeutschland aus. Nach Vogel ist die Hans-Vogel-Straße in Fürth benannt. |
Nürnberg http://appelius.de/gegen_den_strom.html http://appelius.de/_hans_vogel_2.html |
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Karl und Emma Grönsfelder im Jahr 1962. Foto: Steiger |
Karl Grönsfelder Geboren am 18. Januar 1882 in Frankfurt am Main Verheiratet mit Emma Grönsfelder Gestorben am 20. Februar 1964 in Nürnberg Sohn einer Köchin und eines Dieners und Kutschers, verbrachte die Kindheit bei den Großeltern im württembergischen Landstädtchen Bartenstein. Emma Grönsfelder geboren am 3. Januar 1883, gestorben am 10.11.1967. Emma Grönsfeder machte seit 1918 sämtliche Etappen der politischen Laufbahn Karls mit, war z.B. Delegierte des VII. KPD Parteitags 1921. Sie haben sich auch bei einer Gewerkschaftsversammlung kennen gelernt. Wurde 1933 verhaftet und saß von April bis September 1933 in »Schutzhaft« im Zuchthaus Aichach. Leider ist -wie bei vielen Frauen - nicht mehr über sie aufgezeichnet worden. Selbst Polizeiberichte werden bei Frauen nicht selten sehr dünn. Karl Grönsfelder war nach dem Schulabschluss und seiner Lehre von 1900 bis 1903 als Mechaniker in Frankfurt, Düsseldorf, Siegburg, Krefeld und Köln tätig. 1903 zog er nach Nürnberg. Arbeitet in Nürnberg u.a. bei MAN, wo er auch lange Zeit Betriebsratsmitglied war. 1908 Mitglied des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes und der SPD. 1917 Übertritt zur USPD wegen der Kriegspolitik der SPD-Führung. 1919 Mitbegründer der KPD in Nürnberg. 1923 Mitglied in der Gewerkschaftskommission und im Zentralausschuss der KPD. Am 19. Dezember 1923 wurde er Nachfolger von Otto Graf als Abgeordneter des Bayerischen Landtags. 1924 wegen politischer Betätigung für die bereits verbotene KPD verhaftet und trotz seiner Immunität als Abgeordneter in Haft genommen. Wurde trotzdem in diesem Jahr wieder zum Mitglied des Bayerischen Landtags gewählt. 1926 Landessekretär und Sekretär für Gewerkschaftsfragen in der KPD-Bezirksleitung Nordbayern. Innerparteiliche Auseinandersetzungen in der KPD-Zentrale führten 1930 zum Ausschluss aus der KPD. Von 1930 an Leiter der KPD-Opposition in Nürnberg. Während 1933 die Nazis in den Straßen Nürnbergs ihren Sieg feiern, verteilt Karl Grönsfelder mit seiner Frau fieberhaft Flugblätter. Das ehemalige Café Merk in der Ludwigstraße diente bis 1933 als Parteibüro der KPD-O. Danach trafen sich KPD-O- Mitglieder um Grönsfelders heimlich im Reichswald, um über weitere Möglichkeiten zu beraten, ihre antifaschistische Arbeit zu machen. Wegen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus im April 1933 in Schutzhaft genommen und im Notgefängnis Fürth arrestiert. Im Mai 1933 kurzzeitig im Gefängnis München-Stadelheim und bis 1935 im KZ Dachau inhaftiert. Mit dem KPD-Verbot gehen die Mitglieder in die Illegalität. Material, Schreibmaschinen und Druckpressen werden in einem Gartenhaus am Stadtrand versteckt, von wo aus Grönsfelders und ihre Genoss/innen nach Haftentlassung weiterhin politisch aktiv sind. Nach Haftentlassung wurde Grönsfelder vom Arbeitsamt Nürnberg nicht vermittelt und war bis 1937 arbeitslos. Danach wieder als Mechaniker tätig. 1946 erneut Mitglied der KPD. 1947 Wahl in die in die KPD-Bezirksleitung Bayern. 1949 erneut aus der KPD ausgeschlossen. Danach fand er einen Arbeitsplatz als Mechaniker in der Schreibmaschinen-Abteilung der Triumph-Werke. Nach dem Zusammenbruch der Nazi-Herrschaft 1945 Neubeginn der Arbeit sowohl in gewerkschaftlicher als auch in politischer Hinsicht. 1946 Wahl in den Betriebsrat Er bleibt in diesem Gremium bis zu seinem Ausscheiden aus dem Berufsleben 1955. |
Nürnberg |
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