Virtuelle Ausstellung
»Münchner
  Bildende   
  Künstler
  der
  Revolution
  1918«

    
   Emanuel Bachrach-Barée

   Leonhard Eckertsperger
   
Heinrich Ehmsen

   Paul Klee
   Heinrich Kley
   Carl August Jäger
   Hans Richter
   Karl Roth
   Fritz Schaefler
   Georg Gerhard Schrimpf
   Albin Tippmann
   Aloys Wach

   Josef Breitenbach     
   Germaine Krull
 

 
1914 bis 1918
Erster Weltkrieg!

Am 1. August 1914
erklärt Deutschland
Rußland den Krieg.
Am 11. November 1918
wird der
Waffenstillstand
von Compiègne
unterzeichnet.
 
Bild oben: Heinrich Ehmsen
(Eremitage  St. Petersburg)
Bild oben: Heinrich Ehmsen
(Eremitage  St. Petersburg)
Der verbrecherische
Krieg bringt Tod, Elend
und Hunger! Zu Hause
und an den Fronten!
      Im Ersten Weltkrieg gibt es je nach Datenquelle 
      zwischen ...
      ... 9,4 u. 9,7 Mio. tote Soldaten (insgesamt),
      ... 6,9 u. 8,9 Mio. tote Zivilisten (insgesamt),
      ... 16,1 u. 21,2 Mio. verletzte/traumat. Sold. (insg.)
    

davon 2,037 Mio. deut. Soldaten
davon 0,760 Mio. deut. Zivilisten
davon zw. 2,7 u. 4,2 v/t d. Sold.

     

    Bild oben:
    Fritz Schaefler
    Liegst Du einst im Massengrab,
    ist es gänzlich schnuppe -
    ob du einen Zug geführt
    oder eine Gruppe.
    Bild oben:
    Fritz Schaefler
    Es kam ein Kriegsministererlaß
    ein neuer.  
    Und sie gingen hin und stürzten
    sich in den Grünhundweiher.
Die Friedensstreiks
im Januar 1918
sind Vorboten der
Revolution!
In München, Fürth,
Nürnberg, Augsburg,
Schweinfurt und
anderen Städten
Bayerns gehen etwa
100.000 Arbeiter/innen
für das Ende des Krieges
auf die Straße!
  
 
Kurt Eisner,
Sarah Sonja Lerch,
und viele andere
Streikorganisator/innen
dieser Januarstreiks
1918 werden inhaftiert.

Sarah Sonja Lerch
wird am 29. März 1918
erhängt in der
Gefängniszelle
aufgefunden.
Ihr Tod wird nie
gerichtlich untersucht.
 
      Skizze der
      Gefängniszelle
      Nummer 36
      Sarah Sonja Lerchs
      in
      München Stadlheim.

      2 mal 4 Meter
      hat die Inhaftierte
      in ihrer Zelle.


      
 
 









Bild rechts:

Albin Tippmann
Rückkehrende von der Front
Münchner Hauptbahnhof
1918 
(Privatbesitz)
        Bild oben:
        Kaiser Wilhelm als Befehlshaber
        Hans Richter
        (Nachlass Hans Richter
        Kunsthaus Zürich)
           
Die friedliche und kreative Revolution in Bayern von 1918
     
Am 7.11.1918 wird aus
der Friedenskundgebung
auf der Wiesn eine
friedliche Revolution.




Bild unten:
Paul Klee (Privatbesitz)

Eingeführt wird in den
104 Tagen der
Regierungszeit Kurt
Eisners trotz des
feindseligen Umfeldes
und vieler Hindernisse:

:: die Trennung von
    Kirche und Staat 
:: Wegfall von 
    Standesprivilegien
:: Stärkung der 
    Betriebsräte 
:: der 8-Stunden-Tag
:: d. Sozialversicherung
:: Öffnung der 
    staatlichen Kunst-
    akademien für Frauen 
:: die demokratische
    Staatsform und
    Verfassung 
:: das gleiche Wahlrecht
:: das Frauenwahlrecht 
:: die föderalistische 
    Staatsstruktur
 
Bild unten:
Ohne Titel, 1918
frei nach liberté, égalité, fraternité
(Eugène Delacroix)

Hans Richter
(Privatbesitz)





Bild unten:
Revolution
Hans Richter
(Privatbesitz)















 


Bild oben:
Heinrich Kley
Original in den Beständen des
Münchner Valentin-Musäums
  Bild oben:
 
Heinrich Kley
  Original in den Beständen
  des Münchner  
  Valentin-Musäums

Unvollständige Liste der
Mitglieder des
Aktionsausschusses
revolutionärer Künstler
1918 München

 

Ado von Achenbach
(Schauspieler)

Heinrich F.S. Bachmair
(Schriftsteller, Verleger)

Max Bethke
(Rezitator)

Friedrich Burschell
(Schriftsteller)

Wilhelm Ludwig Coellen
(Kunsthistoriker)

Georg Kaiser
(Dramatiker)

Walt Laurent
(Maler)

Otto Lerchenfeld
(Anthroposoph)

Heinrich Mann
(Schriftsteller)

Wilhelm Petersen
(Komponist)

Theodor Caspar Pilartz
(Bildhauer,
Bühnenbildner)

Hans Richter
(Maler, Filmemacher)

Fritz Schaefler (Maler)

Georg Schrimpf (Maler)

Felix Stiemer
(Schriftsteller, Verleger)

Stanislaus Stückegold
(Maler)

Titus Tautz (Publizist)

Eduard Trautner
(Schriftsteller)

Aloys Wach
(Maler)

Alfred Wolfenstein
(Schriftsteller)
  



Weltberühmt ...

... an der Revolution
    1918 in München
    beteiligt
... aber in München
    auch 100 Jahre
    nach der
    Revolution
    kaum beachtet:
    Germaine Krull und
    Josef Breitenbach
  
 Germaine
 Krull

 (gemalt von Andreas P. Schulz)
 Josef................
 Breitenbach

 (ca. 1935, Fotograf unbekannt)


Die Fotografin Germain Krull
war mit Kurt Eisner und dessen
Frau Else Belli befreundet.
Sie nahm vor den Januarstreiks
1918 an den politischen 
Sonntagsgesprächen im
Haderner Haus von Belli/Eisner
teil. Krull portraitierte
Kurt Eisner mehrmals.

Josef Breitenbach war mit
seinen Schwestern ab 1914 in
der Gruppe der Münchner
Arbeiterjugend um Felix
Fechenbach.Er nahm jahrelang
an den Bildungsveranstaltungen
dieser Gruppe teil, bei denen er
auch Kurt Eisner als Referent
kennen lernte.
Er war ab 1918 Mitglied des
Aktionsausschusses des
provisorischen Arbeiter-,
Soldaten- und Bauernrates.

Später wechselte Breitenbach
zur Fotografie. Er wird in New
York als Künstler und Fotograf
hochgeschätzt.

Das Engagement der beiden
Kunstschaffenden für Frieden
während des Ersten Weltkriegs
und für die Revolution 1918 ist
in München kaum bekannt.
 








 
   
 
Bilder oben:
Heinrich Kley
Originale in den Beständen des
Münchner Valentin-Musäums
  
Oben: Kley Selbstbildnis 
     
  links:
  Xylografie
  pep aaurau
"Ich bin mir darüber nicht im mindesten
im Zweifel, ein deutscher Staatsmann,
der im Verdacht steht, ein Gedicht
machen zu können, ist hinreichend
verdächtig, von Politik keine Ahnung zu
haben. Aber das ist ein deutsches
Reservatrecht, das daraus entstand,
daß, ich glaube, seit den Zeiten des
seligen Humboldt überhaupt in
Deutschland keine Künstlernatur
jemals in der Regierung
gewesen ist, . . . "

Und er hatte einiges zum Verhältnis
des Staates zur Kunst zu sagen,
was auch heutige Kulturpolitiker mit
Gewinn lesen könnten: "Die Kunst
kann nur gedeihen in vollkommener
Freiheit. ( ... ) Der Künstler muß
als Künstler Anarchist sein ..."
"Er sollte zum Beispiel nicht die
Notwendigkeit haben, sich ewig zu
wiederholen, nur um auf den Markt
Ware zu werfen."  
"Was wir tun können, ist,
die Kunst zu fördern
dadurch, daß der Staat
Freiheit läßt, und ich
sehe auch nicht ein,
warum nicht etwa der
Staat auch Künstlern auf
den verschiedensten
Gebieten genauso durch
wirtschaftliche
Unterstützung die
Freiheit ihrer Betätigung
gibt wie anderen." "Wir
haben ja bisher die
höchst eigentümliche
Erscheinung, daß z. B.
ein Literaturhistoriker,
der an der Universität
sitzt, ein reicher und
wohlgeehrter Mann wird,
und seine ganze
Tätigkeit beruht auf der
Ausschlachtung
verhungerter Künstler."  
Kurt Eisner
Schriftsteller, Pazifist
und Verfechter eines
pazifistischen Sozialismus.

Als bisher einziger bayerischer
Ministerpräsident
hielt er im Parlament
eine Rede zur Kunst
und versuchte den Gegensatz zwischen
Politik und Kunst
zu überbrücken.
In seiner Person
vereinte er beides
und bemerkte:
 
     
 
Im Auftrag des
bayerischen Kabinetts

und den jahrelang im
Kreis Eisner diskutierten
"Ideen eines Staates
nach der Wittelsbacher
Herrschaft"

haben die Staatsrechtler
Robert Piloty (1863-
1926) und
Josef von Graßmann
(1864-1928)

die nebenstehende
vorläufige  Verfassung
ausgearbeitet,
die ab 4. Januar 1919 in
Kraft gesetzt wurde.

Es war die erste
demokratische
Verfassung
Deutschlands.
Bild oben:
Fritz Schaefler
portraitiert
Alois Wach
Holzschnitt
(Privatbesitz)
        Bild oben:
        Aloys Wach
        Armut 1919
        Holzschnitt
        (Privatbesitz)


 

















       
Bild oben:
Heinrich Kley
Original in den Beständen des Münchner Valentin-Musäums
         Bild oben:
        
Heinrich Kley
         Original in den
         Beständen des
         Münchner
         Valentin-Musäums

Die 100 Tage
der Regierung Eisner
haben mehr Ideen,
mehr Freuden
der Vernunft und mehr
Belebung der Geister
gebracht
als die 50 Jahre vorher.

Heinrich Mann
Nach der Ermordung Kurt Eisners durch den
rechtsextremistischen Leutnant Arco von
Valley beginnen 68 zunächst
orientierungslose, blutige Tage.
Es sind die Tage der 1. und 2. Räterepublik
und der Niederschlagung der Revolution.

Um den 1. Mai 1919 haben Freikorps und
Weisse Truppen die 2. Räterepublik
niedergeschlagen.
Freikorps und Weiße
Truppen führen eine
bespiellose politische
Säuberung mit Mord
und Totschlag durch.
Erst als sie eine
Gruppe von
21 Kolpinggesellen
ermorden, wird dem
gesetzlosen
bestialischen Morden
ein Ende gesetzt. 
 
1. und 2. Räterepublik

In den ersten Wochen
nach Eisners Ermordung
und dem Attentat auf
Auer am 21.2.1919 ist
Bayern durch ein
Machtvakuum und vom
Kampf zwischen
Parlamentarismus und
Rätesystem geprägt. 
Am 17. März wählt der
Landtag Johannes
Hoffmann,
Kultusminister im
Kabinett Eisner, zum
neuen
Ministerpräsidenten.
"Baiern ist
Räterepublik" ... melden
am 7. April 1919
Telegramme aus
München an die
bayerischen Städte und
Gemeinden.

Dieser „Räterepublik“
fehlt allerdings die
stabile Basis unter den
Arbeitern in den
Betrieben. Auch verfügt
sie über keine Exekutive
zur Durchsetzung ihrer
Proklamationen.



















Bild oben:
Leonhard Eckertsperger
Aprildemonstration 1919
in der Königstraße
Privatbesitz (Gabi Duschl-Eckertsperger)

Bild oben:
Leonhard Eckertsperger
"Verlesung des Glückwunschtelegramms 
von LENIN an die Münchner Räte" (April 1919)
Privatbesitz (Gabi Duschl-Eckertsperger)



Die nach Bamberg geflohene SPD-Regierung
Hoffmann und die Berliner Regierung nutzen
das Chaos der sogenannten 1. Räterepublik
(April 1919) für militärische Maßnahmen.

Die KPD organisiert erfolgreich die
bewaffnete Niederschlagung der
militärischen Intervention der Regierung
Hoffmann. Die KPD übernimmt am
13./14. April 1919 die Macht.
Die 2. Räterepublik Bayern ist für 17 Tage
gegründet.

Leonhard
 Eckertsperger
 
 1899
in München
 geboren. Optiker-
 Ausbildung,
 kriegsbedingte
 Dienstverpflichtung
 zum
 Flugzeugmotorenbau
 bei BMW. Von der
 Reichswehr zum
 Landsturm
eingezogen. An TBC erkrankt. 
1921 Besuch der Malschule Hofmann in der
Georgenstraße1928 Aufnahme in die
Akademie der bildenden Künste bei Prof.
Karl Caspar. Meisterschüler mit eigenem
Atelier.
Bis 1941 vergebliche Versuche, gemeinsam
mit seiner Lebensgefährtin Prisca
Schluttenhofer aus Nazi-Deutschland
zu fliehen.
1944 in München ausgebombt. Ein großer
Teil der Exponate sind zerstört.
1945 Evakuierung nach Oberstdorf/Allgäu.
Heirat, zwei Kinder.  Die Nachbarn: „Malen
kann er ja scho, aber er ischt halt a
Kommunist.“
1972 Rückkehr nach München
1981 „Schließt seinen Malkasten als
seine Frau Ada stirbt.“
Eckertsberger stirbt 1991.
"Die deutsche Revolution
von 1918 war eine
sozialdemokratische
Revolution,
die von den
sozialdemokratischen
Führern
niedergeschlagen
wurde: ein Vorgang,
der in der
Weltgeschichte kaum
seinesgleichen hat."

Sebastian Haffner
    

Schätzungen zufolge
werden von den Weißen
Garden ca. 900
republikanisch Gesinnte
hingerichtet/getötet.


Die Roten Garden
setzen 14 Mitglieder der
rechtsextremen Thule-
Gesellschaft im
Luitpoldgymnasium
fest und erschießen sie.

82 Weißgardisten
kommen beim Angriff
auf München ums Leben.

Gustav Noske (oben rechts) schickt auf Anforderung Johannes
Hoffmanns Reichswehrverbände aus Preußen und Württemberg
nach München. Er gab den Befehl, die Räterepublik nieder zu
schlagen.
Von den Revolutionären wurden sie als Weiße Garden
bezeichnet.

Der massaker-erprobte Rechtsextremist Franz Ritter von Epp
(links oben) befehligte Freikorps.
Erich Mühsam erinnert sich an Erschießungen von
spartakistischen Frauen im Gefängnis Stadelheim:

"Dort haben die weißen Pelotons zu wiederholten
Malen die ersten Schüsse auf die Geschlechtsteile
der Frauen und Mädchen gezielt, in anderen Fällen
die Exekution vollzogen,
indem sie zuerst in die Beine,
dann in den Unterleib schossen und sich an den Qualen
der langsam verendenden Opfer weideten".
"Ein furchtbares
Denunzieren setzte ein.
Kein Mensch war mehr
sicher. Wer einen Feind
hatte, konnte ihn mit
etlichen Worten dem
Tod überliefern."

Der Schriftsteller und
Augenzeuge
Oskar Maria Graf
über die Tage nach der
 Niederschlagung der
Räterepublik
Bild Mitte:
Heinrich Ehmsen
Erschießungskommando
1919
(Eremitage St. Petersburg)













Bild rechts:
Heinrich Ehmsen
Erschießung des Baron Teuchert
1919
(Lenbachgalerie München)







 






























Oben:
linker Teil des Tripychons

Heinrich Ehmsen
Eremitage St. Petersburg
 












Bild oben:
Georg Georg Schrimpf mit seinen
Kindern

         Bild unten:
         Stillende mit Kind 1919
        
Georg Gerhard Schrimpf
         (Privatbesitz)

 
   Karl Roth
   im Alter
   von 24 Jahren











Karl Roth am 16.7.1900 in München geboren.
Gestorben am 5. Februar 1967.

Drittes Kind des Kunstmalers Alois und
Barbara Roth. T
ritt mit 16 Jahren in die
Kunstgewerbeschule München ein. Besucht
die Bildhauerklasse von Professor Heinrich
Waderé.
Das Spezialgebiet "Medaille" studiert er dort
bei Professor Maximilian Dasio.

1918 - in der letzten Phase des Ersten
Weltkrieges - wird er zum Militär eingezogen.
Noch bevor er zum Einsatz kommt, wird er
mit einer schweren fiberhaften Erkrankung
nach Hause geschickt.

Als Rekonvalkeszent sieht er vom Fenster
seiner elterlichen Wohnung die Revolution,
die ihn schwer beeindruckt.

1919 bekommt er Kontakt zu Minister
Unterleitner, der an ihn den Auftrag der
Staatsregierung für die Eisner-Gedenktafel
erteilt.
 

1922 geht er zu Professor Hermann Hahn an
die Akademie der Bildenden Künste München
und wird Meisterschüler.


1927 heirat er Maria Klotz.
Ab 1928 selbständiger freischaffender
Bildhauer.


Ab 1965: Lehrauftrag an der Akademie der
Bildenden Künste in München.





























 
Karl Roth schuf 1919/20 die
abgebildeten Revolutionsmedaillen.
Einige davon reichte er beim
Kunstverein Frankfurt ein.

Mit der links abgebildeten Medaille
erhielt er den 1. Preis des
Kunstvereins.
Darunter: Seine 1958 geschaffene
 offizielle Medaille der
Landeshauptstadt München
zur 800 Jahrfeier.
  
     
             Material
           für diese Ausstellung sammelten
           Sepp Rauch und Wolfram Kastner
Realisiert wurde die Ausstellung
durch das ver.di Kulturforum Bayern
zum 100. Jubiläumsjahr
der Revolution